Karl der Große.
407
manni, welche schon 792 einmal der Heerbann heimzu
sucht hatte. Der Prinz schlug sie in einem Treffen, in
welchem ihr Fürst Lecho umkam (805); woraus eine
andre Heeresabtheilung der Franken im folgenden Jahre
einen Thcil von Bo heim selbst siegreich durchstreifte,
während Prinz Karl seinen Vater zum Herrn über die
Sorben zwischen der Saale und Elbe machte, und an
der Saale die Stadt Halle, an der Elbe Magdeburg
gründete. Von F r i a n l aus wurde dem großen Reiche
Karls auch ein Theil Dalmatiens unterworfen;
nur Veneticus Seestriche und die Stadt Venedig hiel-
ten sich frei, da cs den Franken an hinlänglicher See-
macht fehlte, und Venedig sich an das Zur See mächtige
Byzanz anschloß. Mit B e n e v c n t blieb das Der-
hältniß das alte. Auch hier war Karl gehemmt, weil
zur völligen Unterwerfung des Landes eine der griechi-
scheu überlegne Flotte erforderlich gewesen wäre. Doch
hielt Karl eine starke Flotte auf dem Mittelmeere, die
jedoch, um nur Korsika und Sardinien gegen die
Mauren zu schützen, überflüssig beschäftigt war. Da-
gegen behaupteten sich die Franken in der spanischen
Mark, und kamen in den bleibenden Besitz von Bar-
rel lona. Gothen, die aus saracenischen Landschaf-
ten einwandcrten, weil das Anerbieten der vollen frän-
kischen Freiheit sie lockte, mußten die Dolkszahl verstär-
ken. Auf der Nordseite Hispaniens hatte Karl längst
alle Versuche aufgegcben; aber einzelne fränkische Gra-
fen mit freien Anhängern suchten auf eigne Gefahr fe-
sten Fuß in den Pyrenäen zu fassen, und lebten daher
in immerwährenden Fehden mit den Statthaltern von
Huesca und Saragossa, welche die Herrschaft in
diesen Gegenden ebenfalls ansprachen. Als im Jahre 809
25 *
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karls Karl Karl Karl Karl Hispaniens Karl Karl
138 Neuntes Hauptstück.
Heer löste sich im Spätherbste auf; die oberländischen
Stände sahen sich verlassen, mehrere Städte, wie Ulm
und Frankfurt, eilten, die Gnade des Kaisers mit Opfern
zu erkaufen, durch die der Sieg leicht geworden seyn
würde. Ulrich von Würtemberg schloß im Januar 1547
zu Heilbronn einen Vertrag, demzufolge, er wie die Städte,
sein Geschütz ausliefern und in drei Festungen kaiserliche
Besatzungen aufnehmen mußte; alle obckländischen Stände
mußten schwere Brandschatzung über sich nehmen.
In dem Augenblicke, als Karl V. die protestantische
Parthei zu unterwerfen im Begriffe stand, rief der Pabst seine
Truppen zurück; denn daß ganz Deutschland besiegt würde,
hatte Paul Iii. nie gewünscht, sondern vielmehr gehofft,
dem Kaiser sollte Einiges zum Vvrtheil der katholischen
Kirche gelingen, dabei aber so manche Schwierigkeit und
Verwicklung sich aufdrängen, daß er nicht im Stande seyn
werde, den Pabst in Verfolgung seiner Zwecke zu stören.
Der Churfürst eroberte indeß sein Land wieder binnen
weniger Wochen, nahm sogar einen. Theil des Hcrzog-
thums Sachsen, insonderheit die Stadt Leipzig, weg, und
dachte schon daran, den römischen König in Böhmen an-
zugreifen. Aber Karl überraschte ihn in der Gegend von
Mühlberg bei der Elbe, wo er nur eine geringe Heeres-
macht stehen hatte. Während Johann Friedrich, von der
ihm drohenden Gefahr unterrichtet, sehr unzeitig predigen
hörte, setzte die kaiserliche Reiterei den 24. April durch
eine ihr gezeigte Furth über die Elbe und begann den
Kampf. Der Chursürst langte etwas zu spät, nachdem
die Zeit zu einem ausweichenden Rückzüge und zu gehörigen
Anordnungen bereits versäumt war, bei dem Heere an,
stritt noch muthvoll an der Spitze der Seinigen, wnrde
aber von der allgemeinen Verwirrung und Flucht mit
fortgerissen, eingeholt und verwundet, und mußte sich end-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_von_Würtemberg Karl_V. Karl_V. Karl Karl Johann_Friedrich Johann Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Ulm Frankfurt Heilbronn Deutschland Sachsen Leipzig Mühlberg Furth
\
Ludwig gegen Holland. 115
suchte eben den Play ans, wo eine Batterie errichtet
werden sollte: da schmetterte ihn (es war den 27. Juni,
bei dem Dorfe Sasbach) eine Kanonenkugel vom Pferde:
sein Speer zog eilig zurück: sein Leichnam wurde, wieder
du Guesclins, in St. Denis neben Königen bestattet.
Friedrich Wilhelm mußte diesen Sommer den Kriegs-
schauplatz am Rheine verlassen: die Schweden, von
Frankreich aufgefvrdert, für die ihnen bezahlten Sub-
stdien auch Etwas zu thun, waren seit Dezember 74 un-
ter Wrangel in Pommern und die Mark eingefallen:
den 28. Juni nahm er bei Fehrbellin ihrem überlegnen
Heere Geschütz und Gepäck ab, verfolgte den Sieg und
eroberte, seit 76 von den Dänen unterstützt, Stettin,
Greifswalde, Stralsund und Rügen. Desto schlimmer
gieng es im Westen: Mvntccuculi gab das Kommando
ab; Karl Iv. von Lothringen, werth, daß er Nachfolger
geworden wäre, war den 18. Sept. 75 gestorben, und
der junge Neffe des Herzogs, Karl V-, legte als Ober-
befehlshaber die ersten Proben ab. Um sich die Kaiser-
lichen vom Leibe zu halten, begannen die Franzosen das
Land zwischen Saar, Mosel und Rhein planmäßig in.
eine Wüste zu verwandeln, und den 15. Nov. 77 fiel ihnen
überdieß das schlecht vertheidigte Freiburg in die Hände.
Der Krieg dehnte sich fort und fort über eine weitere
Fläche aus: in Rousillon focht der Marschall von
Noailles, am Rheine der Herzog von Luxemburg
(Conds hatte sich müde und pvdagristisch zurückgezogen), an
der Sambre der Herzog von Rochefort, in den
Niederlanden Scbomberg; den 11. April 77 siegte Lud-
wigs Bruder, oder vielmehr Luxemburg, bei Montcassel,
sogar über den unermüdlichen Oranier; in Messina setz-
ten sich die Franzosen fest, um Sicilien den Spaniern
zu cntreissen: Ruyter, der sie mit spanischen und holländi-
schen Schiffen vertreiben wollte, fiel im Seetreffen, den
20. April 76; Admiral du Gu esne brachte auch die
französische Marine zu Ehren. Zu eröffnen pflegte Lud-
wig den Feldzug in Person; 1677 und 78 geschah dieß
8*
I
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Iv Karl Karl_V- Karl
Extrahierte Ortsnamen: Holland Dorfe_Sasbach Guesclins Rheine Schweden Frankreich Pommern Stettin Stralsund Lothringen Saar Mosel Rhein Freiburg Rousillon Rheine Luxemburg Niederlanden_Scbomberg Luxemburg Messina
Friede von Nyswick, Waffenstillstand von Carlowitz. 201
stemmte ein Befehl, welcher den Markgrafen sur Rhein»
iirmcc beorderte: an Ludwigs Stelle kam Friedrich
August, geboren den 12. Mai 1670 , Sohn Johann
Georgs von Sachsen, und im Jahre 94 als Churfürst
Nachfolger seines Vaters. Obgleich unerschrvcknen Mu-
thcs und riesenstark, so daß er Hufeisen mit bloßen
Händen zerbrach, besaß er doch als Feldherr wenig Er-
fahrung und Uebcrblick. Zugleich entwickelte, als Ach- •
met 1695 starb, Sultan Mu st ap ha Ii., Bruder des
vierten Muhameds, ungewöhnliche Thätigkeit. Im Jahre
97 rückte er selbst ins Feld, suchte das Heer der Kaiser»
lichcn aus Pcterwardein herauszulockcn, und wollte, als
Ließ nicht gelang, über die Theiß nach Temcswar, von
dorr nach Oberungarn und Siebenbürgen einfallen. Doch
er traf nicht mehr den Churfürsten an der Spitze des
Feindes: Prinz Eugen war es, der als Gcncralfcldmar-
schall den 11. Sept., Nachmittags 2 Uhr, bei Zenta
auf dem rechten Theißufer erschien. Schon war der Sul-
tan mit dem größten Thcil des schweren Geschützes auf
der andern Seite; seine Reiterei bedeckte eben die Brücke;
das Fußvolk stand noch diesseits, hinter zwei im Halb-
kreis aufgeworfnen Wallen. In Kanvncnschußwcite von
diesen ordnete der Prinz sein Heer: der Feind be-
gicng die Thvrheit, ihn nicht zu stören: um 4 Uhr
ficng der Sturm auf die Wälle an, während das
Geschütz des linken und rechten Flügels nach der von
Reitern und Fußvolk wimmelnden Brücke zielte: verzwcif-
kungsvoll stürzten sich ganze Schaaren in den Fluß, und
als die Dunkelheit dem Blutbad ein Ende machte, waren
25,000 Osmanen, worunter der Großwcssier und viele
andre Paschas, umgekommen: den 12. Sept. Morgens,
am Jahrestage der Schlacht vor Wien, erbeutete Eugen
in dem verlaßnen Türkenlagcr das sämmtliche Geschütz
und Gcpäcke, das auf 9000 Wagen und 60,000 Kameele
geladen war. Nunmehr mußte der Sultan unterhan-
deln; worauf am 26. Jan. 1699, unter der Form eines
Waffenstillstandes auf 25 Jahre, zu Carlowitz Friede
J
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Carlowitz Ludwigs Ludwigs Friedrich
August Friedrich August Johann
Georgs Johann Eugen Eugen Zenta Eugen Carlowitz
Nordischer Krieg.
335
ausser dem Ruhme, eine Königskrone zu verschenken.
Hierüber kam cs in Polen selbst zu einem den Schweden
und Sachsen verderblichen Partbeistreite: Cvnföderatio--
neu für und wider Karl wurden gebildet: das Haupt
der schwedischen Parthei war Kardinal Primas Michael
R a dz i c j v w s k y, welcher es durchsetzte, daß am 6.
Febr. 1704 August entthront, und der Wviwode von
Posen, der den 20. Okt. 1677 gcbvrue, männlich schöne,
lebhafte und bescheidne Stanislaus Lcsczinsky
am 12. Juli zum König erwählt wurde. Nach wunderlichen
Quermärschen, wobei sich August bald in Sachsen aufhielt,
bald in irgend eine Ecke Polens warf, erfocht der Schwede
Nhenskjöld am 6. Febr. 6, bei Fraustadt an der
pvscnschcn Gränze, über Schulenburg, der zwar im Range
dem galanten Flemming und Steinau nachstand, aber
an Talenten Beide weit überbot, einen vollständigen
Sieg: von 15,000 Sachsen entkamen nicht 5000. Au-
gust sah dem Untergang der Seinigen ruhig zu, bezog
auch die Worte in Schnlenburgs Bericht, daß cs am
göttlichen Beistand gemangelt habe, keineswegs auf seine
eigne Saumseligkeit. Karl tummelte sich unterdes; in
Litthauen umher, bis er vom Thurme einer Jcsuiten-
kirche die unbegränztcn Moräste Lolhynicns vor sich sah;
jetzt wandte er um, überschritt, vhne den Kaiser zu fra-
gen, die deutsche Gränze, und drang nach Sachsen. Der
Schrecken eilte ihm voraus: Joseph I. gestattete den
Protestanten Rechte, die man ihnen wieder entzog, so-
bald das schwedische Gewitter vorüber war; an Wider-
stand wurde in Dresden gar nicht gedacht: Im Hof und
Pfingsten, zwei Kreaturen Augusts, der indcß beim
russischen Heer verweilte, knüpften als Abgeordnete mit
unumschränkter Vollmacht Verhandlungen an: den 24.
Sept. 1706 war der Friede von Altranstädt abgeschlos-
sen : August sollte für sich und seine Nachkommen auf
den polnischen Thron verzichten, Stanislaus anerkennen,
jedem Bündnisse wider Schweden, sonderlich dem mit
Rußland, entsagen. Aber er zitterte vor Peter, hielt
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Michael
R August Stanislaus_Lcsczinsky August Schulenburg Karl Karl Augusts Altranstädt August Stanislaus Peter
I
, Siebenjähriger Krieg. 447
So glücklich waren nun allerdings die Franzosen nicht,
vbschon Broglio Ferdinands kühnen Angriff auf die Hohe
von Bergen bei Frankfurt, am 13. April 1759, vereitelt
hatte. Erst zu Anfang Junis eröffncte Contadcs den
eigentlichen Feldzug, rückte über Marburg nach Pader-
born, bekam den 10. Juli kraft einer heillosen Kapitula-
tion des Befehlshabers preussisch Münden in seine Ge-
walt, mußte aber bei Münden, gezwungen durch Ferdi-
nands meisterhafte Stellung, am 31. Juli eine Haupt-
schlacht anbieten. Der Zwist, in welchem er mit Brog-
lio stand, die verspätete Ankunft des Chevaliers de Ni-
colai, das übereilte Vorrücken des Grafen von Guer-
chy, überhaupt der unbotmäßige Geist feiner adeligen
Offiziere gereichte ihm zum Verderben: sein ganzes Heer
wäre vernichtet worden, hätte nicht auch auf der Gegen-
seite Lord Sackville, welcher die erste Abtheilung der
englischen Reiterei ansührte, wiederholte Befehle Ferdi-
nands mißachtet. Der Rückzug, oder vielmehr die Flucht
gieng über Kaffel nach Gießen. Im Okt. loste Broglio
als Oberbefehlshaber den Contades ab, und da Friedrich
Ferdinands Neffen, den Erbprinzen von Braunschweig,
mit einer Verstärkung von 12,000 Mann an sich ziehen
mußte, konnten die Franzosen fast in derselben Gegend
wie 1758 überwintern. Der König von Preuffen hatte
indcß schreckliche Erfahrungen gemacht. Geraume Zeit
lag er mit 43,000 Mann bei Landshut, während Gene-
ral de la Motte Fouquet Oberschlesien, Prinz Hein-
rich Sachsen deckte, so daß 83,000 Oestreichcr unter Daun und
Laudon auf die Vertheidigung Böhmens beschränkt waren.
Endlich hieß es, Soltikow mit den Russen sey im An-
mgrsch. Friedrich schickte ihm den Grafen Dohna von
Stralsund her entgegen, setzte aber bald diesen vorsichti-
gen Mann ab, und beauftragte seinen Wedel, dem er
diktatorische Vollmacht gab, zum Angriff: am 23. Juli
verlor Wedel im Treffen bei Kay unweit Zütlichau 5000
Mann: Soltikow rückte nach Krossen, und vereinigte sich
am 7. Aug. mit dem sammt 20,000 Mann über Lauban
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Extrahierte Personennamen: Ferdinands Broglio Friedrich
Ferdinands Friedrich Ferdinands Friedrich Friedrich Kay
Siebenjähriger Krieg. 451
Mänteln, und hörte Ziethens Stimme: „der Feind ist
besiegt, er zieht zurück!" 13,000 Mann hatte Friedrich
verloren, 20,000 nebst 27 Fahnen und 50 Kanonen ver.
lor Daun: Tvrgau kapitulirte: die Russen waren ver-
schwunden! Daun überwinterte in Dresden, Friedrich in
Leipzig. Broglio, der am 10. Juli bei Corbach über
den Erbprinzen von Braunschweig gesiegt hatte, dehnte
seine Truppen über das Hessische, über Güttingen und
Gotha aus, und da Ferdinand alle Kunst in Märschen
und Stellungen aufbot, und Broglio durch den Neid des
Prinzen Svubise gelähmt war, nahmen die Franzosen
auch im Winter von 61 auf 62 ungefähr die nämlichen
Quartiere ein. Friedrich hatte 1761 durch wohlberech,
nete Manövres Laudons Vereinigung mit den Russen
unter Butturlin fast 2 Monate lang verhindert: erst den
17. Aug., bei Stricgau, fand sie Statt: die Feinde
zählten 130,000 Mann: der König mit nur 50,000 machte
sein Lager bei Bunzelwitz zur Festung, hielt die Solda-
ten Nachts unter den Waffen, und ließ sic bei Tag schla-
fen. „Es wird noch Alles gut gehen," tröstete einmal
der fromme Ziethen den in später Weile kummervoll bei
ihm eintretenden König. „Wie?" sagte Dieser, „hat Er
etwa einen neuen Alliirten?« „Einen alten," antwortete
Ziethen, „den da oben, der uns gewiß helfen wird."
„Sein Alliirtcr hat Wort gehalten!" sagte daher Fritz,
als der stolze, mit Laudon uneinige Butturlin den 9.
Sept., bei überhandnehmendem Mangel über die Oder
gieng, und nur 20,000 Mann unter Tschernitschew zu-
rückließ. Da General Platen die russischen Magazine
in Polen niederbrannte, konnte Butturlin auch gegen die
Mark nichts Größrcs mehr unternehmen. Friedrich,
vielleicht um Laudon zu einer Schlacht herauszulockcn,
verlegte das Hauptquartier näher gegen Neisse; Laudon
aber bemächtigte sich durch einen Handstreich der zu schwach
bemannten Festung Schweidnitz. Auf diese nicderschla,
gende Nachricht gieng Friedrich ins Dorf Woiselwitz:
hinter seinem Hause war ein Garten, hinter dem Garten
29*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Broglio Ferdinand Friedrich Friedrich Manövres_Laudons Fritz Friedrich Friedrich Friedrich_ins_Dorf_Woiselwitz Friedrich
Siebenjähriger Krieg.
46i
nahm, und sobald als möglich Frieden wollte; denn
Georg Hl. war sehr geneigt, in Ostindien und Amerika
gemachte Eroberungen an Frankreich zurückzugeben, da«
mit nur die von Frankreich besetzten hannoverschen Plätze
geräumt werden. Graf Vitry. sardinischcr Minister zu
London, den wir später auf der Pensionsliste von Ir-
land finden, vermittelte eine Korrespondenz mit Choi-
seul: Choiseul wünschte gleichfalls den Frieden, weil er
sah, daß Spaniens Theilnahme am Krieg keinen Aus-
schlag gebe. „Aber,,, schrieb das englische Ministerium
nach Paris, „eure Truppen müssen bedeutende Fortschritte
im Hannoverschen machen; denn nur wenn dieß der Fall
ist, können wir den Wunsch nach Frieden vor dem Par-
lament rechtfertigen." Da war cs freilich schlimm, daß
Madam Pompadour statt Broglivs wieder den Prinzen
Soubise zum Oberbefehlshaber gemacht hatte: der Prinz,
obgleich durch Nathschlägc des Marschalls d'ctrees un,
terstützt, ließ sich den 24. Juli 62 bei Wilhelmsthal
überfallen und über die Fulda treiben, und einen Monat
hernach wurden die Sachsen in französischem Dienst am
Lutterberg nahezu vernichtet. „Warum habt ihr euch
schlagen lassen?,, schrieb Bute nach Paris; Choiseul dar-
auf an Soubise: „mein Vetter, greift den Feind an,
ohne euch über eure Maßregeln zu besinnen, ohne über
den Erfolg nachzudenken: Ihr seyd nicht verantwortlich.«
Soubise überschritt die Fulda wieder, richtete aber ledig,
lich Nichts aus, sondern verlor den 1. November Kassel.
Dessenungeachtet war im Sept. Herzog Nivernois in
London, Bedford in Paris erschienen, und den 3. Nov.
Unterzeichneten Choiseul, Bedford und Grimaldi die Prä-
liminarien von Fontainebleau.
Begierig fragen wir nunmehr nach dem Schicksal
des preussischen Königs. Sein Untergang schien unver-
meidlich, und voll der schwersten Sorgen war ihm das
Jahr 1762 angebrochen. Aber gleich die ersten Tage
desselben brachten ein unerwartet günstiges Ereigniß:
Kaiserin Elisabeth starb den 5. Jan. Nachmittags 4 Uhr,
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Extrahierte Personennamen: Georg_Hl Madam_Pompadour Nivernois Bedford Bedford Grimaldi Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Amerika Frankreich Frankreich London Spaniens Paris Fulda Sachsen Lutterberg Paris Fulda Kassel London Paris Fontainebleau
438 Sechzehntes Hanptstück.
daß Manche glaubten, der Gram hierüber habe des Prin-
zen frühzeitigen Tod befördert. Während sich Friedrich
in der Lausitz mühsam gegen den überlegnen Feind be-
hauptete, liefen nicht minder traurige Nachrichten von
der hannoverschen Armee ein. Begleitet von M Gene-
rattieutenants, lauter Marquis und Herzogen, von 52 -
Brigadegenerals aus dem höchsten Adel, vom Herzoge
Orleans, vom Prinzen Conde, von den Herzogen Frvn-
sac unh Mnzarin und dem Grafen de la Marche, ver-
anstaltete Marfchall d'etre e s eine militärische Lustpar-
thie nach Deutschland, drängte die Preussen aus Westfa»
len und Ostfriesland, besetzte Hessen, einen Theil des
Hannoverschen, lieferte endlich am 26. Juli, als er hor-
te, Richelieu sey ihm zum Nachfolger bestimmt, bei Ha-
stenbeck auch ein Treffen, gewann es aber nicht eben mit
Glanz, weit Maillebvis, Chef feines Generalstabs, dem
Herzog Richelieu einen Theil des Ruhms aufsparen woll-
te. Dennoch hatte dieser kleine Sieg große Folgen. Der
geschlagne Herzog Cuwberland, Georgs !l. Sohn, eilte
von Hameln nach Verden, von Verden nach Stade, von
Stade nach Bremervörde. Kaum war Richelieu mit
einem zweiten französischen Heer, ebenfalls in bequemen
Marschen, aus Elsaß über Mayuz und Kassel eingetrof.
fen, so überlieferte ihm der hannoversche Minister Har-
denberg durch die Kapitulativn vvu Minden das ganze
Land; darauf vermittelte Graflynar, als dänischer Statt-
halter zu Oldenburg, die den 8. Scpt. in Kloster Zeven
abgeschlvßne, berüchtigte Convention: Cumberland entließ
die Braunschweiger, Hessen, Gothaner, Lippe-Bückebur-
ger, und versprach, mit seinen Hannoveranern, in und
um Stade und jenseits des Elbestroms, unthätig zu blei.
den. Das Ganze schloß mit gräßlichen Brandschatzun-
gen, die Richelieu, soweit sein Arm reichte, unbarmher-
zig beitrieb. Inzwischen vereinigte Prinz Rohan Sou-
bife, ein Geschöpf der Pompadour, das dritte franzö-
sische Heer mir der zusammengesivppelten Reichsarmee
unter dem Prinzen Hildbnrghausen; zu Beiden stieß der
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Hanptstück Friedrich Friedrich Richelieu Rohan
Oliver Cromwell.
53
13. Juli bei Roundwaydorvn; den 25. Juli eroberte Ruprecht
Bristol, die zweite Stadt des Reichs, und Karl schickte
sich zur Belagerung von Glocester an; die den 20. Sept.
gelieferte Schlacht bei Ncwbury, in welcher Falkland um-
kam , blieb unentschieden: in einem früher» Gefechte war
Hampdcn gefallen, und den 8. Dezember starb der 60jäb-
rige Pym,. und ward als Held der Freiheit in Westmin-
ster begraben. Seit Ausbruch des Kriegs hatten König
und Parlament die Schotten zu gewinnen sich angestrengt;
allein Jener konnte auf ihre überspannten Forderungen
nimmermehr eingchcn, und so brachte Heinrich Baue im
Sept. 43 ein Bünduiß mit dem Parlament zu Stande,
kraft dessen man Freiheit und Religion gemeinsam vcr»
thcidigcn wollte, und im Januar 44 erschien ein schotti-
sches Öülfsheer auf englischem Boden. Nichtsdestoweniger
ermuthigt durch das, was im Felde geschehen war, berief
Karl den 22. Januar ein Gegenparlament nach Oxford,
das von den meisten Lords besucht wurde, und weit mehr
Mitglieder als das londoner zählte; aber es hatte wenig
genützt, als es den 16. April auscinaudergieng, und aufs
Neue mußte man vom Schwert die Entscheidung erwar-
ten. Schon den 25. Januar hatte der brave Parlaments-
general Thomas Fair fax ein in Irland gcworbncs
Korps bei Nantwkch vernichtet; den 2. Juli siegte er in
der Hauptschlacht bei Marstonmoor; den 27. Oktober,
nach einem unglücklichen Treffen bei Ncwburn, mußte
Karl mit großem Verluste den Rückzug nach Oxford an-
treten. Sein schlecht bezahltes, zwar au Kavalieren rei-
ches, aber von keiner großen Leidenschaft angcfeuertes
Heer folgte ihm murrend, und nur gezwungen steuerten
die Unterthanen bei. Dagegen fand das Parlament nicht
die mindeste Schwierigkeit, eine neueingcführte Accise von
Bier, Wein und Korn zu erheben; ein kleiner Ausschuß
der beiden Hauser leitete mit geheimnißvoll durchgreifen-
der Raschheit alle Bewegungen der Vvlksparthei, und zu-
dem hatte diese den Mann für sich, wie die Zeit ihn er-
heischte. Oliver Cromwell, geboren zu Huntiugdon,
Baucr's (Iesch. V. Bd. 3
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